Beiträge zu unserer Arbeitsweise
Ressourcenorientierung
Unsere Adressaten treten mit Problemen an uns heran, die sie momentan nicht selbst lösen können. Das Augenmerk ist oftmals auf die Probleme und Defizite der Adressaten und das Familiensystem gerichtet, so dass die Ressourcen, die jeder Mensch zur Lösung der eigenen Probleme in sich trägt, vergessen oder außer Betracht gelassen werden. In der Ressourcenarbeit geht es darum diese Ressourcen zu aktivieren und / oder Neue zu erarbeiten.
Bei unseren Adressaten ist zu Beginn davon auszugehen, dass sie ihre Ressourcen nur unzureichend wahrnehmen können. Psychisch belastete Personen teilen in vielen Fällen die Pathologieorientierung ihrer Umwelt: Sie haben die Erfahrung gemacht, dass sie Belastungen nicht mehr bewältigen, mit denen „normale" Personen und auch sie selbst früher keine Schwierigkeiten hatten. Diese Demoralisierung, das fehlende Zutrauen zu sich selbst, sowie die damit verbundene Hilf- und Hoffnungslosigkeit führen dazu, dass die Person Bereiche, in denen sie gut zurechtkommt, nicht als relevant ansieht und eine global negative Sicht dominiert. Es ist also nicht zu erwarten, dass Adressaten ohne weiteres Zugang zu ihren Ressourcen haben oder Auskunft über sie geben können.
Auch das gesellschaftliche Bild von Menschen mit psychosozialen Störungen wird durch deren Defizite, Fehler, Belastungen und Grenzen bestimmt. Persönliche Probleme gelten in unserem Kulturkreis ohnehin als Schwäche: Personen mit klinisch relevanten Störungen werden ihren Alltags- und Lebensaufgaben zumindest teilweise nicht mehr gerecht. Die Diagnose von Fehlern, Mängeln und Störungen ist zugleich Voraussetzung dafür, dass Interventionsinstitutionen wie psychotherapeutische Einrichtungen überhaupt tätig werden können; ihrer Perspektive ist damit die Defizitorientierung immanent. Da psychische Gesundheit und Krankheit im Allgemeinen als Gegenpole einer Dimension gesehen werden, geraten gesunde Anteile einer Person bei der Diagnose einer psychischen Störung nicht mehr in den Blick (vgl. Mark & Lutz, 1995).
Ressourcenorientierte Betrachtungsweise ist die Annahme, dass Ressourcen, also „gesunde Anteile", für die Bewältigung alltäglicher und besonderer Anforderungen bzw. Lebensaufgaben von zentraler Bedeutung sind, letztlich unsere psychische und physische Gesundheit, sowie unser Wohlbefinden von ihrer Verfügbarkeit und ihrem Einsatz abhängig sind. Prinzipiell - so die Annahme - hat jede Person Ressourcen, d.h. sie verfügt über Möglichkeiten, mit belastenden Lebensumständen und persönlichen Problemen konstruktiv umzugehen. Dies gilt sowohl für Personen, die als „normal" gelten, als auch für solche mit klinischen Auffälligkeiten: So sind noch „im schwerstgeschädigten Individuum" und in den gestörtesten Mensch-Umwelt-Transaktionen förderbare Ressourcen einer Entwicklung von Personen- und Umweltsystemen zu finden (Nestmann, 1996, S. 368). „Letztlich alles, was von einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation wertgeschätzt wird oder als hilfreich erlebt wird, kann als eine Ressource betrachtet werden" (Nestmann, 1996, S. 362).
Während unsere Adressaten, zumindest in der Anfangssituation, eher ihre Probleme und kaum ihre Möglichkeiten sehen, verstehen wir uns als Helfer, die Ressourcen von Anfang an im Blick haben. Adressaten sind aufnahmebereiter für eine Methode, die ihre Stärken und Fähigkeiten anspricht. So erzielen sie durch die Aktivierung ihrer eigenen Ressourcen, eine neue Perspektive die aus ihrer angenommenen Hilflosigkeit eine Situation schafft, in der sie wieder Handlungsmöglichkeiten erkennen. Unsere Aufgabe in diesem Zusammenhang liegt also darin, Ressourcen, „gesunde Anteile" für die Bewältigung alltäglicher und besonderer Anforderungen bzw. Lebensaufgaben zu verdeutlichen und dem Adressaten abrufbar und für sich nutzbar zu machen. Grawe (1998, S. 135) spricht in diesem Zusammenhang davon, dass es bei der Ressourcenaktivierung darum gehe, „schlummernde Bereitschaften und Möglichkeiten [zu] wecken".
Zur Aktivierung von Ressourcen orientieren wir uns an den Interessen der Adressaten und nutzen verschiedene pädagogische Ansätze, wie z.B. Medienpädagogik, Kunstpädagogik, Werkpädagogik, Erlebnispädagogik, Spielpädagogik und systemisches Arbeiten.